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Beton Skulpturen

Sculpture

Tattvam asi, heißt es im Sanskrit: Das bist du. Oder: Erkenne dich selbst im Anderen. Kösers Betonskulpturen erzeugen diesen ganzheitlichen Reflex sehr direkt und sehr emotional: Diese Figur, dieser Mensch, bin ich.

"Beton ist, was man daraus macht." Mit diesem Slogan wirbt - in Deutschland - die Beton verarbeitende Industrie. Seine Banalität ist so groß wie seine Wahrhaftigkeit. Für Jo Köser aber steckt der Reiz nicht nur in dem "was", sondern vielmehr in dem dahinter verborgenen "WIE".

 

Denn Köser nutzt den in der Kunstwelt ausgegrenzten Werkstoff nicht, um Skulpturen in Beton zu gießen. Vielmehr baut er seine Figuren direkt "in Beton" auf, modelliert und formt "am lebenden Objekt". Dies hat vordergründig einen masochistischen Aspekt. Denn der Werkstoff Beton beschränkt den künstlerischen Prozess auf jede erdenkliche Weise. Beton wird in kurzer Zeit hart. Er ist, nachdem er ausgehärtet ist, kaum noch zu bearbeiten. Vor allem aber brauchen Kösers oft sehr leicht wirkende Betonskulpturen eine stabile Armierung (ein Stahl-Inlay), durch das die Figur bereits in einem frühen Stadium ihre spätere Form erhält.

 

Dies erfordert weniger Geschwindigkeit als vielmehr konsequentes visionäres Herangehen an die Form und ihre Aussage. Damit das Werk nicht zur "Totenmaske der Konzeption" wird (Walter Benjamin), muss Jo Köser von Anfang an ein klares inneres Bild seiner Botschaft haben. Dieses Bild unter den Zwängen des schwierigen Werkstoffs Beton nicht aus den Augen zu verlieren, es "leicht zu machen" für sich selbst und den Betrachter, macht den Reiz dieser Arbeit und dieser Skulpturen aus.

Ihr inneres Thema ist dabei immer der Mensch in Beziehung zu sich selbst und zu anderen. Dies wird nicht als monolithische Aussage gezeigt, sondern als eine von vielen möglichen Haltungen, Bewegungen und Bewertungen.

 

Die plakative, bisweilen naive Bemalung der Figuren unterstreicht diese Relativierung der Botschaft: Sie bietet eine denkbare Konnotation der Skulpturen, aber nie die allein glücklich machende. So öffnen Kösers Beton-Arbeiten einen Zugang, der immer als individueller, persönlicher Zugang erlebt wird.

 

Die hier gezeigten Arbeiten sind alle in der Zeit von 1996 bis 2000 entstanden. Die meisten davon, während eines 7 monateigen Arbeitsaufenthalts auf Ibiza, Spanien.

                                                                                                     

Thilo von Heydekampf

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